20.06.2023

Lkw-Lenker als Gurtenmuffel „Die wertvollste Fracht bist du“

ASFINAG startet Info-Kampagne, um Bewusstsein zu schärfen. Ein Viertel der Lenkerinnen und Lenker eines Schwerfahrzeuges schnallt sich nicht an.

Lenkerinnen und Lenker von Schwerfahrzeugen verbringen viele Stunden am Tag in ihrem Fahrzeug auf den österreichischen Straßen und Autobahnen. Die Arbeit ist anstrengend, wichtig und sehr verantwortungsvoll, aber auch gefährlich, wie die Unfallzahlen beweisen. Im Jahr 2022 wurden auf Autobahnen und Schnellstraßen mehr als 300 Lkw-Lenkerinnen und -Lenker bei Unfällen verletzt, neun Personen erlitten sogar tödliche Verletzungen. Mit ein Grund dafür ist auch die mangelnde Disziplin bei der Verwendung des Sicherheitsgurtes. Laut Kuratorium für Verkehrssicherheit schnallen sich nämlich aktuell nur drei von vier Lkw-Fahrer:innen an, ein Viertel gilt als Gurtenmuffel. Im Jahr 2021 lag diese Quote noch bei 80 Prozent. Zum Vergleich: Fahrerinnen und Fahrer eines Pkw verwenden den Gurt so gut wie immer, nur zwei Prozent verzichten auf diese Sicherheitseinrichtung. Doch ohne Gurt ist das Verletzungsrisiko bei einem Unfall weit höher, das Risiko tödliche Verletzungen zu erleiden ist sogar 12-mal höher als mit Gurt. Das zeigen auch die Unfalldaten auf den Autobahnen: 41 der verletzten und fünf der neun verstorbenen Lkw-Lenkerinnen und Lkw-Lenker waren nicht angeschnallt.

Die ASFINAG startet daher gemeinsam mit dem Kuratorium für Verkehrssicherheit und der Wirtschaftskammer – Bundessparte für Transport und Verkehr – eine Informationskampagne, um den Truckern und Truckerinnen das Gefahrenpotenzial bewusster zu machen und die Anschnalldisziplin zu verbessern. Denn auch wenn die transportierten Güter wichtig und wertvoll sind: Die wertvollste Fracht ist immer der Mensch.

Die häufigsten Irrtümer und Ausreden der Gurtenmuffel

  • Lenkerinnen und Lenker von Schwerfahrzeugen fühlen sich durch die Größe des Fahrzeugs und die Höhe der Kabine gut geschützt. Bei einem Aufprall auf ein anderes größeres Fahrzeug oder bei einem Auffahrunfall werden Nichtangegurtete gegen die Windschutzscheibe oder sogar aus dem Lkw hinausgeschleudert. Ohne Gurt ist das Risiko tödlich verletzt zu werden 12-mal höher als mit Sicherheitsgurt. Und schon ein Aufprall mit 30 km/h kann letal enden.
  • Häufiges Argument gegen den Gurt ist auch, dass dieser am Hals scheuert oder die Beweglichkeit einschränken würde. Schwingsitze mit integriertem Dreipunktgurt sowie in der Höhe verstellbare Gurte gehören aber längst zum Standard.
  • Dass der Gurt bei Ausweichmanövern behindere, ist ebenfalls ein oftmals vorgebrachtes Argument. Das Gegenteil ist aber der Fall: Der Gurt hält die Fahrerinnen und Fahrer sicher im Sitz, so dass auf notwendige Fahrmanöver sicherer reagiert werden kann.

Aktionstage auf Rastplätzen mit Lkw-Überschlagsimulator

Um die Auswirkungen für die Lkw-Lenkerinnen und -Lenker „sicht- und spürbar“ zu machen, hat die ASFINAG einen Lkw-Überschlagssimulator organisiert, bei dem man sich den wirkenden Kräften eines Unfalles aussetzen kann. Sobald man am eigenen Körper spürt, welche Kräfte etwa bei einem Überschlag oder einem Auffahrunfall wirken, rückt auch das Thema Sicherheitsgurt wieder mehr in den Vordergrund.

Zusätzlich verteilen Promotorinnen und Promotoren der ASFINAG auf zahlreichen Rastplätzen Goodiebags und einen Duftbaum für die Fahrerkabine, auf dessen Rückseite die Botschaft der Kampagne auf Deutsch und Englisch steht: „Die wertvollste Fracht bist du“. Mittels eines Erklärvideos möchten wir außerdem die Bedeutung des Gurte-Anlegens und die Wertschätzung für die Sicherheit der Fahrerinnen und Fahrer betonen. Der erste Aktionstag findet am 20. Juni auf dem S1-Rastplatz Schwechat statt. Die weiteren Einsatztage mit dem Überschlagssimulator sind im September.

Vier wichtige Tipps für alle Lenkerinnen und Lenker

In der Ruhe liegt die Kraft

Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer verbringen viele Stunden in ihren Fahrzeugen, um die wertvolle Ladung an den Zielort zu bringen. Das ist eine wichtige und anstrengende Aufgabe. Umso wichtiger ist es, dass die Ruhezeiten genutzt werden. Übermüdung ist eine der häufigsten Unfallursachen. Wenn man müde und unkonzentriert wird, stehen die ASFINAG-Rastplätze zur Verfügung, um neue Kraft für die Weiterfahrt zu tanken.

Schnell heißt nicht immer schneller am Ziel

Zeitdruck ist ein ständiger Begleiter im Arbeitsalltag, um die Ladung zu einer bestimmten Zeit am Zielort abzuliefern. Nur schnell zu sein, bedeutet aber nicht, auch schneller ans Ziel zu kommen. Eine gute Planung der Tour und regelmäßige Infos über die Strecke (zum Beispiel mit der ASFINAG-App) ersparen Stress und mehr Zeit als das Gaspedal durchzudrücken.

Sichere Ladung, sichere Fahrt

Ein Lkw wiegt viele Tonnen und bewegt viele Tonnen, die hinten im Laderaum gut verstaut sind, quer durch Österreich. Wenn die Ladung verrutscht, kommt das beste Fahrzeug leicht ins Schleudern. Ist die Ladung gut gesichert, dann ist auch die Fahrt sicherer.

Die Straße fest im Blick

Nur einmal kurz auf das Mobiltelefon schauen? Oder das Navigationsgerät neu einstellen? Den besseren Radiosender suchen? Das macht man während einer kurzen Pause, weil man sonst abgelenkt wäre. Die Verantwortung von Lkw-Fahrerinnen und Lkw-Fahrern ist groß. Für alle anderen auf der Straße, für die wichtige Ladung. Und für die wertvollste Fracht im Lkw: sich selbst.

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